Projektmanager Vincent van Os war vor einigen Jahren an einem der prestigeträchtigsten Projekte in der Geschichte von Johannus beteiligt. Innerhalb von sechs Wochen musste an die größte Indoor-Arena der Welt eine Orgel geliefert werden, zu der 55.000 Menschen gleichzeitig singen konnten. „Noch nie zuvor hatten wir für einen so großen Raum eine Orgel entworfen.“
Vincent hat so ungefähr in allen Abteilungen der Global Organ Group, zu der Johannus mittlerweile gehört, gearbeitet. Im Laufe seiner Ausbildung zum Elektriker hat er das Unternehmen als Praktikant kennengelernt und ein Jahr später, 1997, wurde er bei Johannus angestellt. Zuerst in der Produktionsabteilung, danach in der Installationsabteilung. Später hat er Wartungsarbeiten bei Kunden durchgeführt und folglich war er in der Abteilung Vermietung tätig. Als um das Jahr 2005 in den Vereinigten Staaten die Nachfrage wieder zunahm, landete er beim Vertrieb und 2008 begann er beim Kollegen Dirk Koudijs in der Kalkulation. „Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits viel technisches Wissen und umfangreiche kommerzielle Erfahrung, das passte gut zusammen.“ Derzeit arbeitet er in der Produktkalkulation, leistet er technische Vertriebsunterstützung und ist er in der Projektbegleitung tätig. „Nach all dem Umherschweifen scheint das nun mein fester Platz zu sein.“
Als Vincent van Os zum ersten Mal bei Johannus anklopfte, hatte er noch überhaupt keine Erfahrung mit Orgeln. „Ich bin nicht religiös aufgewachsen, deshalb kannte ich die Orgel auch nicht aus meiner eigenen Kindheit.“ Aber mit Audio und digitaler Technik war er um so mehr bewandert. „Und über diesen Weg hat mich die Orgel gefunden und habe ich sie zu schätzen gelernt. Der Klang, der Ton – das ist pures Erlebnis und Emotion.“
Auf dem richtigen Weg bleiben
Aufgrund der Vielseitigkeit seiner Stelle gleicht bei Vincent kein Tag dem anderen. „Ich maile mit Händlern und Verkäufern, führe Berechnungen durch und erledige Projekte für maßgefertigte Orgeln. Dazwischen kommen Kollegen herein mit Fragen zu einem Produkt, einer laufenden Bestellung oder einem neuen Projekt. Und dann habe ich noch die Projekte, die ich selbst leite, wie die Entwicklung eines neuen Orgelmodells. Ich sorge dafür, dass alle Beteiligten auf dem richtigen Weg bleiben und dass Deadlines eingehalten werden. So ein Projekt hat viele Aspekte, weil bei der Produktion einer neuen Orgel die verschiedensten Punkte berücksichtigt werden müssen: Design, Qualitätsnormen, Klang, Kalkulation, Feedback vonseiten der Möbelbauer, Marketing, interne Kommunikation usw. Ich leite das alles so gut wie möglich.“
Bewaffnetes Sicherheitspersonal, Ozeandampfer und die größte Indoor-Arena der Welt
Wenn Vincent an die denkwürdigsten Projekte zurückdenkt, fallen ihm unzählige Geschichten ein. So wurde er während eines Projekts in Afrika tagelang von mehreren bewaffneten Sicherheitsleuten begleitet. Und er war in China, gemeinsam mit Kollege Bertus Lap, mitten in der Nacht auf hoher See in einem kleinen Plastikboot zwischen großen Ozeandampfern unterwegs.
Aber das eindrucksvollste Projekt war die Entwicklung der Orgel für die Philippine Arena, die größte Veranstaltungshalle einer schnellwachsenden Glaubensgemeinschaft in den Philippinen. Diese Glaubensgemeinschaft, die in ihren Kirchen bereits seit Jahren Johannus-Orgeln verwendet, eröffnete 2014 in der Hauptstadt Manila die Philippine Arena: die größte Indoor-Arena der Welt. Die Eröffnung des Bauwerks fiel zusammen mit der Feier zum 100-jährigen Bestehen der Glaubensgemeinschaft in diesem Jahr. Bei den spektakulären Feierlichkeiten sollte auch gesungen werden und das erfolgt traditionsgemäß unter Begleitung einer Orgel. In Anbetracht der Tatsache, dass die Halle 55.000 Gläubigen Platz bietet, musste diese Orgel eine ziemlich große Reichweite haben. „Eines Tages erhielten wir die Anfrage und dann hatten wir nur sechs, sieben Wochen Zeit. Vom Entwurf bis zur Intonierung vor Ort.“
In diesen Wochen wurde in den Gängen der Global Organ Group etwas schneller gelaufen als normal, erinnert sich Vincent. „Es war ein Prestigeprojekt, das hat jeder gut begriffen.“
Die Orgel, eine Monarke, musste von Grund auf entworfen werden. Es wurde eine Orgel mit drei Manualen, mit mehr als hundert Verstärkern, rund 250 Lautsprechern und Dutzenden Subwoofers. „Weil wir bereits seit Jahren an diese Glaubensgemeinschaft geliefert hatten, wussten wir ungefähr, in welche Richtung wir bezüglich Stil denken mussten. Die Spannung bezog sich hauptsächlich auf den Umfang der Arena. Noch nie zuvor hatten wir für einen so großen Raum eine Orgel entworfen.“
Per Luftfracht in die Philippinen
Vincents Aufgabe war es, alles zu koordinieren und dafür zu sorgen, dass innerhalb von sechs Wochen in Manila eine Orgel stand. „Nachdem die Orgel mit allen Verstärkern, Lautsprechern und Subwoofern in Ede ausführlich getestet wurde, ging sie per Luftfracht in die Philippinen. Mit Dirk Koudijs bin ich hinterhergeflogen.
Wir hatten zwei Wochen für die Installation und die Intonierung. Das hatten wir in den Niederlanden natürlich alles bis ins Detail vorbereitet. Ausgehend von einer Bauzeichnung der Arena hatten wir ganz genau berechnet, was an Klang und Verstärkung erforderlich war und wo was aufgestellt werden musste. Außerdem wussten wir, dass das Bauwerk hauptsächlich aus Stahl und Beton errichtet wurde, wodurch wir im Voraus den Klang im Gebäude halbwegs einschätzen konnten. Aber letztlich muss man das vor Ort erfahren und die Orgel darauf einstellen.“
Zu Beginn kam es beim Installations- und Intonierungsteam zu einigen Verzögerungen. Die Bauarbeiten in der Arena waren nämlich noch nicht abgeschlossen, wodurch Vincent und Dirk noch nicht loslegen konnten. „Wir konnten nichts tun und deshalb haben wir die ersten Tage am Pool verbracht. Das war natürlich herrlich, aber auch frustrierend, denn am liebsten wollten wir die Zeit gut nutzen. Schließlich blieb uns nur noch eine Woche, in der wir dann auch besonders lange Tage arbeiteten.“
Kreischende Schleifscheiben und hämmernde Bohrmaschinen
Weil jedoch immer noch kreischende Schleifscheiben und hämmernde Bohrmaschinen durch die gigantische Halle echoten, mussten Dirk und Vincent ihre Arbeiten in der Nacht ausführen. „Das waren die einzigen Stunden, in denen es völlig still war, und diese Stille ist erforderlich, um eine Orgel gut intonieren zu können.“
Obwohl die Umstände bereits sehr außergewöhnlich waren, kam noch etwas hinzu, was die Situation völlig einzigartig machte: Taifun Glenda. „Wir waren gerade dort, als er über die Stadt hinwegfegte. Und das Verrückte war, dass wir die ganze Nacht durchgearbeitet hatten, während der Taifun wütete, aber wir haben überhaupt nichts davon mitbekommen. Als wir am Morgen aus der Halle kamen, sahen wir erst die Verwüstungen: dreißig Meter hohe Werbesäulen, die wie Papier ineinander gefaltet waren, entwurzelte Bäume, Überflutungen, die Meldungen in den Medien, dass zigtausende Menschen evakuiert wurden... Das war eine sehr bizarre Erfahrung.“
Trotz der besonderen Arbeitsumstände wurde die Orgel dennoch rechtzeitig fertig. Am 27. Juli 2014 wurde sie offiziell in Gebrauch genommen. Es war das erste Mal in der Geschichte der Global Organ Group, dass 55.000 Menschen gleichzeitig zur selben Orgel sangen.