„In meiner Kapelle finden mehr Konzerte als Messen statt“

In seiner Privatkapelle in den Vogesen steht eine eindrucksvolle Monarke, zu Hause wird er bald die neue LiVE begrüßen können. Der französische Organist Patrice Pisterman schwört bei Johannus. „Meine Vergangenheit mit ihnen geht sehr weit zurück.“

Wahrscheinlich hatte Patrice Pisterman noch nie soviel Zeit wie in diesen Tagen, um sich an den Manualen seiner Johannus-Orgeln auszuleben. 1948 in Frankreich geboren, leitete er als promovierter Wasserbautechniker vierzig Jahre lang die erfolgreiche Hydro Power Plant (HPP), ein großes Unternehmen, das für Abnehmer in der ganzen Welt Wasserturbinen entwickelt und baut. Inzwischen hat er das Unternehmen verkauft.

Familienlandgut

Still sitzen ist nichts für den ehemaligen Unternehmer, nicht nur, weil er auch noch ein Familienlandgut zu verwalten hat. Das französische Droiteval in den Vogesen südlich von Vittel befindet sich seit 1906 im Besitz der Familie Pisterman. Auf dem riesigen Landgut stehen u. a. eine jahrhundertealte Abtei und eine prachtvolle Kapelle. Das Tal, in dem sich das Landgut befindet, kennzeichnet sich durch eine wunderschöne Naturlandschaft: bewaldete Hügel, der rauschende Fluss der Ourche, ein ruhiger See. Pisterman hält sich dort gerne auf. „Die Winter verbringen wir in unserem Haus in Nancy, aber im Sommer wohnen meine Frau und ich hier. Es ist hier so schön.“

Abgesehen davon, dass Pisterman an schönen Sommertagen die schöne Aussicht genießt, ist er regelmäßig in der Zisterzienserkapelle auf seinem Landgut zu finden. Die im romanischen Stil errichtete Kirche datiert aus dem 12. Jahrhundert, 1848 wurde der achtzehn Meter hohe Glockenturm hinzugefügt. Mit ihren fast vierzig mal acht Metern ist die Kirche ein schönes und behagliches Gebäude. Im Innenraum stehen u. a. eine schwarze Madonna - eine Skulptur aus Stein, die ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert stammt - und eine Pieta aus Holz. An der Wand hängt ein Kruzifix. Lauter Symbole, die auf eine reiche, religiöse Vergangenheit hinweisen. „Heutzutage“, sagt Pisterman, „gibt es in dieser Kirche jedoch mehr Konzerte als Messen. Das war früher schon anders.“

Erste Orgel

Letzteres hängt mit der hybriden Monarke-Orgel zusammen, die 2015 von Johannus installiert wurde. Die Beziehungen mit Johannus gehen aber noch viel länger zurück. Bereits 1992 kaufte Pisterman eine Orgel für die Kapelle. „Das war eine Excellent, die erste Orgel, die ich bei Johannus gekauft habe.“

Jahre später, im Jahr 2000, schaffte Pisterman für die Kirche eine große Pfeifenorgel an, mit 51 Stimmen, verteilt über drei Manuale. Die digitale Excellent von Johannus musste das Feld räumen. Die Installation dieses Instruments war eine große Herausforderung, erzählt Pisterman, sowohl in musikalischer Hinsicht, als auch, was die Gebäudekonstruktion betrifft. „Die Orgel musste nämlich um einiges niedriger gemacht werden, weil sie für die Kirche einfach zu hoch war. Das Orgelpositiv wurde folglich nach vorne versetzt und steht jetzt zwischen den zwei Pedaltürmen. Der Spieltisch wurde nach hinten verlegt, in Richtung des Fensters, und das Hauptwerk wurde oberhalb des Spieltisches errichtet. Das Récit ist über zwei Schwellkästen verteilt (C- C#-Seite) und steht hinten in der Orgel. Jede Transmission der Pfeifenorgel ist vollkommen mechanisch, ohne Barker-Maschine.“

Digital und mechanisch vereinigt

Als Pisterman im Jahr 2015 für ein hybrides Orgelsystem bei Johannus anklopfte, wurden die Pfeifenorgel und die digitale Orgel in seiner Kapelle nachträglich miteinander vereint. Jede Transmission wurde mit einem elektronischen Relais versehen, zusätzlich zu den mechanischen Transmissionen. Die Installation der neuen Konsole dauerte insgesamt drei Tage. Pisterman: „Die Mechanik der Orgel wurde von unserer Seite aus vorbereitet. Folglich erhielten wir die dreihundert Windlade-Relais zur Steuerung der 51 Pfeifenorgelstimmen. Meine Angestellten, Elektriker und Automatisierungsfachleute, sorgten auch für einen perfekten Anschluss der mechanischen Orgel an die digitale Orgel von Johannus. Das war eine richtig gute Zusammenarbeit zwischen dem Team von Johannus und unseren Leuten.“

Dank dieser komplexen Anpassung kann Pisterman nun vom Kirchenschiff aus auf der dreimanualigen Pfeifenorgel spielen. Außerdem wurde ein viertes, digitales Manual hinzugefügt und die Orgel um eine erhebliche Anzahl digitaler Stimmen erweitert. Insgesamt zählt die vollständige hybride Orgel nun 89 Stimmen. „Es hat sich herausgestellt, dass die Konkurrenz nicht im Stande war, eine derartige fantastische Kombination von digital und Pfeifenorgel, in dieser speziellen Weise ausgeführt, zu liefern. Das hier ist bis in die kleinste Faser ein fantastisches Instrument.“

Seit seinem 14. Lebensjahr

Und hier an dieser Orgel ist Pisterman also, seitdem er seinen Betrieb verkauft hat und wenn er sich im Sommer in Droiteval aufhält, zu finden. „Ich spiele bereits seit meinem 14. Lebensjahr Orgel. Auf dem Konservatorium von Nancy hatte ich Unterricht von Pierre Cortellezzi, einem französischen Orgelspieler der Kathedrale von Nancy.”

Im Sommer ist die Kapelle auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Pisterman organisiert u. a. Konzerte und lässt auch gerne andere Organisten an den Manualen Platz nehmen. „Ich möchte sie aber immer erst ein paar Noten spielen hören, bevor sie meinen Segen bekommen.“ 

Besuchern, sagt Pisterman, war interessanterweise noch nie aufgefallen, dass sie den Klängen einer hybriden Orgel lauschten. „Ich habe mehrere Male Menschen - und auch Organisten - aufgefordert, sich die Orgel gut anzuhören. Niemand von ihnen hat jemals einen Unterschied zwischen den digitalen und den Pfeifenorgelstimmen festgestellt.“

Zurück in Nancy

Sobald in den Wäldern in Droiteval die Blätter von den Bäumen fallen, kehren Pisterman und seine Frau zurück in ihr Haus in Nancy. Auch dort steht eine Johannus. 1995 schaffte Pisterman eine Monarke an und dieses Jahr - 2016 - bestellte er eine neue dreimanualige Johannus LiVE. „Sie wird demnächst eintreffen. Im Schauraum von Johannus in Ede habe ich die Orgel ausprobiert. Die sah wirklich fantastisch aus und klang sehr überzeugend.“

Obwohl Pisterman ab und zu in die Niederlande kommt, um die neuen Entwicklungen innerhalb von Johannus genau verfolgen zu können, kommen die Leute von Johannus auch regelmäßig nach Frankreich. „Ich hatte von Anfang an einen besonderen Kontakt zu diesem Unternehmen“, sagt Pisterman. Dirk Koudijs kenne ich seit Jahren - unsere Beziehung ist sehr freundschaftlich. Auch zu den anderen Mitarbeitern von Johannus habe ich gute Kontakte. Ab und zu treffen wir uns hier in Droiteval, als Bekannte und Orgelliebhaber.“