Johannus Ecclesia-Reihe - Der Expertentest von Hans-Dieter Karras

Nunmehr ist die Produktpalette bei Johannus komplett und auch klar gegliedert. Es gibt Instrumente für den Homebereich und für Kirchen und für gehobene Ansprüche zu Hause und in der Kirche mit den Monarke Instrumenten. Die nunmehr fünfköpfige Ecclesia-Familie, welche ihre neuen Mitglieder im Dezember 2012 der Öffentlichkeit präsentierte, zeichnet sich durch ein vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis und ein sehr gutes Konzept aus.

Wir haben mehrfach erlebt, dass eigentlich als Hausorgel konzipierte Instrumente in Kirchen aufgestellt wurden, ohne dabei in eine geeignete und groß genug dimensionierte externe Verstärkung zu denken. Auch in der Klosterkirche haben wir mit Johannus bei der Einführung der Vivaldi einmal deren Kirchentauglichkeit erprobt und dabei in diesem großen Raum festgestellt, dass man eine großzügige externe Abstrahlung benötigt. Alle Erfahrungen mit solchen Aufstellungen sind in das Konzept einer speziell auf die Bedürfnisse von Kirchen ausgerichteten Serie von Instrumenten geflossen.

Dabei spielt insbesondere die bei Johannus stets im Vordergrund stehende Mehrkanaligkeit und damit transparente Widergabe der immer besser werdenden Samples in Verbindung mit externer Abstrahlung im Vordergrund. Das digitale Audiosystem ASR-12™ und wo es nötig ist, mit den dadurch zur Verfügung stehenden zwölf verschiedenen Faltungshall Programmen den Klang zu veredeln, ist zwar für eine Kirchenaufstellung nicht so unbedingt relevant, aber trotzdem eine Bereicherung der Ausstattung. Convolution Reverb gehört nicht unbedingt zur Serienausstattung bei Digitalorgeln und ist oft Option. Der Vorteil eines Tests beim Hersteller ist meist, dass man alle Instrumente zur Verfügung hat und vergleichen kann. Wenn man die neuen Ecclesias anspielt, horcht man auf, weil der Klang sich nochmals so deutlich verbessert hat. Es wurde viel Aufwand betrieben, um nicht nur das Audiosystem zu entwickeln und verbessern, sondern auch ein dazu passendes Klangbild zu bieten.

Noch nie zuvor habe ich bei einer Johannusorgel einen solch wunderbaren Klangteppich der Fonds erlebt, wie beim Spiel der D-450. Dazu das geschlossene volle Schwellwerk gekoppelt und den Schwelltritt langsam öffnend, jagte mir einen Schauer über den Rücken, so natürlich wirkte der in der Französisch- und Englisch Symphonischen Musik so wichtige Klangeffekt. Bisher war besonders eben der breite und warme Teppich der Grundstimmen meist nur in der Klangfarbe, aber nicht in der Körperlichkeit bei einer Digitalorgel zu finden - Gänsehauteffekt pur. Natürlich war der Effekt dadurch gesteigert, da man die Teststellung des Flagschiffes der Ecclesia im Feike-Asma Konzertsaal mit der großen Lautsprecherfront gemacht hatte. Aber nicht weniger beeindruckend auch die kleineren Instrumente, jedes auf eine bestimmte Aufgabe oder Kirchengröße abgestimmt.

Beginnen wir mit der Ecclesia "Choir", einem Instrument zur Chorbegleitung optimiert. Als einzige mit einer internen Abstrahlung aber an der Rückfront der Konsole. Natürlich ist das nicht unbedingt neu, aber hier durchaus gut gelöst für die Aufgabe einer Chororgel, in der Anordnung der Lautsprecher und dem guten Audiosystem. Mit zwei Manualen, Pedal und 26 Registern ermöglicht die Disposition neben den reinen Begleitaufgaben auch das Spiel von größeren Orgelwerken.

Beim Kauf kann man aus drei verschiedenen Dispositionen wählen, was man unbedingt im Auge haben sollte, wofür man die Orgel am meisten einsetzen will und welcher Stil, auch mit der Chormusik im Vordergrund steht. Wenn man viel Englische Chormusik mit der dazu typischen opulenten Orgelbegleitung aufführen möchte, sollte man beim Kauf eben eine solche Disposition bevorzugen. Natürlich hat man dann stets die vier verschiedenen Stile (Romantisch, Symphonisch, Barock und Historisch) zur Verfügung. Interessanter Weise empfand ich beim Test der letzten beiden Stile an der Choir den Barock lebendiger als das Historische Sampling, welches mir damals bei der Vivaldi so imponiert hatte. Sicher aber bedingt durch eben die reine Abstrahlung nach hinten und auch ohne die Piezo-Hochtöner. Nicht ganz so schlüssig war für mich die Disposition, welche eben doch irgendwie ein Kompromiß zwischen Begleitaufgaben und Orgelmusik darstellt.

Für das Begleiten vom Chor hätte ich mir persönlich mehr Grundstimmen gewünscht, um mehr Abstufungen in diesem Bereich zu haben. Aber da setzte wohl die knappe Disposition und der angepeilte Preis eine Limitation, außerdem hat es damit zu tun, dass Choir und T-150 dieselbe technologische Basis, Disposition und Konsole haben. Wer dieses Instrument eben nicht als "Choir" möchte, aber mit einem deutlich besseren Audiosystem ist mit der baugleichen Ecclesia T-150 gut beraten. Sie hat dieselbe Disposition wie die Choir, aber ein geniale externe Lautsprecherfront in einem Kasten. Auch ein Subwoofer ist darin integriert.

Das Audiosystem ist zur Begleitung von bis zu 150 Personen gedacht. Und wir waren erstaunt über die Transparenz und Leistungsfähigkeit desselben. So macht Orgel spielen und hören Spass. Als Klangerzeugung dient die Oranje Core Technologie aus dem eigenen Haus, wie auch bei der Choir und die Samples sind in allen vier Stilrichtungen von großer Klangqualität. Die Disposition ist etwas mager und erinnert an die vielen kleinen Pfeifenorgeldispositionen der 60er bis 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts, als die Orgelbewegung noch dieselben beeinflusst hat. Allerdings wären dann auch keine Viola da gamba und eine Schwebung disponiert gewesen. Aber zwei Register mehr hätten den beiden Instrumenten gut getan, ein Gemshorn 8´ im Hauptwerk und ein Bordun 16´im Schwellwerk. Ersteres um einen breiteren Fondsteppich zu haben und das Gemshorn ist auch ein Bindeglied zwischen Flöte, Streicher und Prinzipal. Den labialen 16´ im Schwellwerk benötigt man, um sowohl das Fagott 16´ abrunden zu können, als auch dem Grand Cheour in romantischer Musik mehr Gravität und Fundament geben zu können. Das betrifft auch die Chor- und Orchesterbegleitung.

Bei allen Modellen gefällt auch das breite Notenpult mit viel Platz für Orgelnoten im Querformat oder mehrere Kopien nebeneinander legen zu können zum besseren Umblättern. Beide Konsolen sind schlicht, aber zweckmäßig und nicht unelegant. Beide Instrumente haben einen abschließbaren Rolldeckel, was bei einer Aufstellung in Kirchen natürlich unabdingbar ist. Die Johannus typischen beleuchteten Pistons sind unter beiden Manualen und weil sie nicht so weit heraus stehen, kann man auch nichts versehentlich auslösen. Allerdings empfinde ich sie immer als etwa träge, aber das mag an mir liegen. Das man den Nullsteller länger gedrückt halten muss, um alle Register auszuschalten, hat mich schon immer gestört. Ansonsten landet man nämlich in der davor aufgerufenen Registrierung. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau!

Die größeren Instrumente der Ecclesia Familie, die zweimanualige T-250, die dreimanualige D-350 und das ebenfalls dreimanualige Flaggschiff D-450 basieren auf der neuen und leistungsfähigen T9000 System aus eigener Entwicklung. Wie ich schon zu Beginn des Testes begeistert festgestellt habe, hat man bei Johannus wirklich noch einmal am Klang gearbeitet. Und das insbesondere bei den Grundstimmen der 8´-Lage und bei dem additiven Mischungen der Register zueinander. Auch die physiologische Schwellwerkregulierung scheint mir nochmals einen deutlichen Entwicklungsschub erlebt zu haben. Denn das Öffnen des voll registrierten Schwellwerkes zu den Grundstimmen der anderen Werke, lässt das Erlebnis der Dynamik der Französischen und Englischen Orgelsymphonik in bisher nicht gekannter Qualität erleben, da sich der Klang nicht nur in der Lautstärke ändert, sondern auch in seiner Obertonstruktur und der physischen Kraftentfaltung. Alle Dispositionen lassen an sich keine Wünsche übrig, bei den 54 Stimmen der D-450 sowie so nicht.

Hier ist fast alles vorhanden, was das Herz begehrt, aber dennoch mit zwei Ausnahmen: noch immer hat man bei Johannus eine gewisse Abstinenz zu 32´-Registern, insbesondere den Labialen. Ein verschämter Resultantbass 32´ muss dazu herhalten, der ist ja aber eben nur ein 10 2/3´ und erzeugt mit 16´ (und auch 8´) den Kombinationston - oder auch nicht. Einen richtigen 32´ kann er für meinen Geschmack nicht ersetzen. Und eine Chamade oder Spanische Trompete oder auch Englische Tuba hätte der D-450 als Flaggschiff gut zu Gesicht gestanden. Bei der Ecclesia T-250 und der D-350 hätte ich persönlich den Bordun 16´ im Schwellwerk disponiert, wenn man ihn dann im Hauptwerk benötigt, kann man ja koppeln.

Das Schwellwerk sollte immer das grundierende Werk sein und da reicht die 16´ Zungenstimme nicht, da man nicht immer den Zungenklang dafür möchte. Aber auch hier wieder das Jammern auf hohem Niveau, es ist vieles Ansichtssache und die meisten werden mit den angebotenen Lösungen auch zufrieden sein.

Denn das Entscheidende ist immer noch der Klang. Und der kann sich im wahrsten Sinn des Wortes hören lassen. Die Stimmen gefallen in allen vier Stilrichtungen und es gibt eigentlich keinen Ausrutscher. Das ausgeklügelte mehrkanalige Audiosystem trägt nicht wenig dazu bei. Nebenbei waren wir wieder erstaunt, wie die moderne digitale Technik geschrumpft ist. Immer besserer Klang wird mit immer kleineren und dennoch leistungsfähigeren Komponenten erzeugt. Selbst die früher so großen und schweren Verstärker sind auf kleine Platinen geschrumpft. Dazu noch so rechenaufwändige Dinge wie Faltungshall und Berechnungen des Orgelwindes in Relation zu Spiel und Registrierung. Es ist schier unglaublich, was sich in nur wenigen Jahren sich so rasant entwickelt hat und das natürlich nicht nur bei Johannus. Inzwischen dienen die wuchtigen Konsolen nur noch dem haptischen Gefühl für das Orgelspiel an sich.

Die Konsolen der Ecclesia sind eher konservativ schlicht, nicht unelegant und eben dem Anwendungszweck in Kirchen angepasst. Dazu gehört auch der abschließbare Rolldeckel und wiederum überzeugt das breite Notenpult. Dies ist nicht zu unterschätzen, weil man besonders im Gottesdienstlichen Orgelspiel oft eine Menge Noten, Choral- oder Gesangbücher nebeneinander stehen hat und auch im schnellen Zugriff benötigt. Die Schweller lassen sich bei allen Instrumenten - auch den "Kleinen" - programmieren und sowohl als Schweller, wie auch als Registercrescendo benutzen.

Auch gibt es einen Piston mit der "all swell to swell" Funktion, also den Schwelltritt als Generalschweller für alle Werke nutzen. Gut finde ich, dass man sich endlich davon gelöst hat, endlos viele Schwellpedale einzubauen. Alle Instrumente hier haben zwei, auch die "Große" und das reicht völlig aus. Die T-250 hat beleuchtete Registerwippen und die anderen beiden beleuchtete Manubrien.

Alle Klaviaturen fühlen sich gut an und lassen sich auch gut bespielen. Holzkern- bzw. Vollholztastaturen nur als Option, da sollte zumindest die D-450 serienmäßig wenigstens mit einer Holzkerntastatur ausgestattet sein. Auch Fußpistons gibt es nur als Option bei allen Modellen, ebenso wie eine höhenverstellbare Bank. Gerade letztere ist aber für ein Kircheninstrument, an dem sicher mehrere Organisten spielen unumgänglich. Daumenpistons habe ich schon erwähnt, das Display sitzt bei allen drei in der Mitte über dem obersten Manual und ist damit gut ablesbar. Setzer gibt es bei allen fünf Modellen mit 250 Bänken und jeweils 8 Speicherplätzen pro Bank und Sequenzschaltung. Dazu kommen frei programmierbare Festkombinationen (pp-p-mf-f-ff-Tutti), bei den beiden "Kleinen" noch zusätzlich Plenum. Werfen wir noch einen Blick auf die Wiedergabeeinrichtungen.

Die Ecclesia Choir besitzt als einzige nur eine interne Wiedergabe, das aber mit 4 Full-range Verstärkern zu 80 Watt, einem Tieftonverstärker mit 170 Watt, welche acht Lautsprecher und einen Subwoofer ansteuern, welche nach hinten aus der Konsole abstrahlen. Die Ecclesia T-150 hat ja einen externen Kasten benannt als SP-5, welche ebenfalls 8 Lautsprecher und einen Subwoofer beinhaltet, welche aber von 4 Full-range Verstärkern zu 180 Watt und einem Tieftonverstärker mit immerhin 350 Watt angesteuert werden.

Also ein deutlicher Leistungsgewinn und durch das optimierte Klangabstrahklungssystem, wo auch das rechteckige Gehäuse mit in die Klangabstrahlung einbezogen ist, macht sich dieses System schon in einer beeindruckenden Klangqualität, Transparenz aber auch Kraftentfaltung bemerkbar.

Die drei größeren Ecclesias haben 8, bzw. 10 oder 12 Full-range Verstärker zu je 180 Watt und einen Tiefton Verstärker zu 350 Watt. Die D-450 hat zwei Tieftonverstärker zu je 350 Watt. Je nach Modell steuern die Verstärker 8, bzw. 10 oder 12 externe Lautsprecher des Typs UL 2700 an. Als Subwoofer kommt das Modell UL 3300 zum Einsatz, wobei die D-450 deren natürlich zwei bekommt.

Die Sorgfalt, mit der bei Johannus auf die Wiedergabe Wert gelegt wird, zeichnet sich bei den Ecclesia Instrumenten besonders aus. Das ist auch sicher ein Markenzeichen der Johannus-Instrumente, nicht nur der Ecclesia Familie. Man begnügt sich nicht nur mit hervorragenden Samples, sondern weis um die Schwachstelle bei der Wiedergabe derselben.

Deshalb wird auch darauf viel Wert gelegt. Deshalb sind die Ecclesia Instrumente nicht unbedingt preiswert, aber in jeden Fall ihren Preis wert!

Source: OKEY!