Johannus

Johannus erobert den chinesischen Markt

Seit einigen Jahren sieht Johannus auch in China das Interesse an Orgeln stark zunehmen. Wie erklärt sich dieses zunehmende Interesse? Und wie musikalisch sind Chinesen eigentlich auf der Orgel? Penny Pan von Johannus berichtet.

Selbst lebte sie bis 2011 in China, in der Nähe von Shanghai. Als der Pastor ihrer Kirche Penny eines Tages fragte, ob sie sich einmal nach einer geeigneten Orgel für die wachsende Gemeinde umsehen könnte, dachte sie zunächst: eine Orgel in einer Kirche? Weshalb? „Ich kannte dieses Instrument eigentlich gar nicht“, sagt Penny.

Und sie war nicht die Einzige. Als zwischen 1966 und 1976 infolge der chinesischen Kulturrevolution alle Formen der Religion verboten wurden, wurden alle Kirchen geschlossen und verschwand damit die Orgel völlig aus der Sichtweite der Chinesen. Für die Generationen, die seither heranwuchsen, bestand das Instrument ganz einfach nicht.

Aber eigentlich hatte China sehr wohl eine Orgelvergangenheit, erzählt Penny. Diese wurde mit der Kulturrevolution nur vorübergehend stillgelegt. „Im 13. Jahrhundert kam die Orgel aus der arabischen Welt nach China, später exportierten auch europäische Länder das Instrument. Wir hatten in China wirklich eine reiche Vergangenheit in diesem Bereich.“

Wachsendes Christentum

Jetzt, wo in den letzten Jahren das Christentum in China immer mehr Fuß fasst und Kirchen wieder geduldet werden, nimmt auch die Nachfrage an Orgeln zu. Penny: „Die Pfarrgemeinde, in der ich aktiv war, war also auch auf der Suche nach einer Orgel. Und irgendwie landeten wir dann auf unserer Suche bei Johannus. Unser Pastor reiste zu Jahresende 2012 in die Niederlande, um selbst zu hören, wie die Johannus-Orgeln klingen. Er war sofort vom Klang überzeugt. Ein halbes Jahr später wurde die Orgel installiert.“

Penny, die mittlerweile in den Niederlanden lebt und seit 2013 bei Johannus für die Kontakte mit China verantwortlich ist, hat in den letzten Jahren viele Geschäftsbeziehungen aufgebaut. Regelmäßig reist sie mit einer Delegation von Orgelbauern nach Asien, um Kirchen zu besuchen und andere neue Kunden zu treffen. Außerdem steht Johannus jedes Jahr auf einer wichtigen Messe für Musikinstrumente in Shanghai.

Reaktionen sind überwältigend

Die Reaktionen der Chinesen auf die niederländischen Johannus-Orgeln sind überwältigend, sagt Penny. „Ich habe noch immer das Bild dieses kleinen Jungen vor Augen, der sich mit seinen sechs, sieben Jahren auf der Messe einer unserer Orgeln nähert. Seine Mutter kommt hinter ihm nach. Er beginnt zu spielen und ist sofort total begeistert. „Mama!“, ruft er, „komm einmal her! Das musst du dir anhören!“ Das ist doch phantastisch? Im Gegensatz zu den Niederlanden merken wir, dass in China besonders viele junge Leute an den Orgeln interessiert sind. Und natürlich auch Senioren. Sie finden es besonders, dass unsere Orgeln mehrere Manuale, ein Pedal und so viele Register haben.“

Seit 2014 ist der Verkauf von Johannus-Orgeln in China signifikant gestiegen, sagt Penny. „Wir haben davor auch Aufträge für Orgeln erhalten, aber die Nachfrage ging damals reaktiv von den Kunden aus. In den vergangenen Jahren sind wir selbst viel aktiver geworden. Mittlerweile sind wir wirklich in unsere heutige Position als einer der wichtigsten Spieler hineingewachsen und wir verkaufen nun jährlich dutzende Orgeln nach China.  In der berühmten St.- Ignatius-Kathedrale in Shanghai installierten wir zum Beispiel eine Rembrandt und an die St.- Pauls-Kirche in Nanjing lieferten wir eine Ecclesia.”

Um die chinesischen Kirchen und Privatleute optimal unterstützen und gut beraten zu können, hat Johannus im Moment zwei Händler mit Showrooms in China: im Norden ist das Shandong Qiaonasi Trading und im Süden Xiamen Huacheng Musical Instruments. Darüber hinaus steht wie gesagt der Orgelbauer aus Ede jedes Jahr in China auf verschiedenen Messen, um seine Bekanntheit zu erhöhen.

Orgelunterricht in China

Johannus möchte übrigens nicht nur Orgeln verkaufen, sondern investiert auch in guten Unterricht für Organisten, erklärt Penny. „Es gibt unglaublich viele Chinesen, die das Orgelspiel erlernen möchten, aber für die heutigen Generationen ist es ein vollkommen neues Instrument. Um dieser großen Nachfrage an Orgelunterricht nachkommen zu können, sendet Johannus niederländische Organisten nach China, um dort Meisterklassen und Orgelstunden anzubieten. Damit machen wir nicht nur den Chinesen, sondern auch den niederländischen Organisten eine Freude. Sie finden es oft unfassbar, dass so viele junge Menschen so eine große Leidenschaft für die Orgel an den Tag legen und so gerne Orgelspielen lernen möchten.

Obwohl der chinesische Orgelmarkt nun aufblüht, bleibt doch eine gewisse Zurückhaltung bezüglich der wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen geboten, sagt Penny. „Die chinesische Kultur ist sehr komplex und das merken wir auch bei Johannus manchmal. Ich habe ein Beispiel. Nächsten Monat werden wir in der Millionenstadt Chongqing in zwei Kirchen eine Ecclesia installieren. Die lokalen Behörden subventionieren die Renovierung der beiden Kirchen und daher auch die Orgel. Das ist natürlich phantastisch. Aber gleichzeitig erhalten wir die Nachricht, dass ein Pastor einer Kirche, in der wir im Mai eine Orgel aufgestellt haben, ins Gefängnis gesteckt wurde, weil er sich weigerte, das Kreuz auf seiner Kirche zu entfernen. Das sind Widersprüchlichkeiten, die nicht immer einfach zu verstehen sind.“

Position weiter verstärken

Durch das aufblühende Christentum in China wird die Nachfrage an Orgeln jedoch weiterhin zunehmen, erwartet Penny. Johannus wird seine Position im asiatischen Land in den nächsten Jahren weiter ausbauen und damit auch an der Entwicklung einer neuen Orgelkultur beitragen.