OKEY! Testbericht Ecclesia T25

Für meinen ersten Testbericht, den ich für ORGEL Heute verfasse, vermittelte mir Chef-redakteur Claus Riepe die Möglichkeit, die neue, speziell für die Installation in Kirchen konzipierte Johannus Ecclesia T25 direkt im Werk in Ede / Niederlande zu testen.

Das stellte sich als sehr gute Idee heraus, weil ich so einen hochinteressanten Einblick in die Entwicklung und Produktion der inzwischen umfangreichen Johannus-Modellpalette erhalten konnte.

Hier werden in einem 2002 errichteten, neuklassizistischen Gebäude un-ter optimalen Bedingungen und in einem wunderschönen Ambiente, das Entwickler, Orgelbauer wie auch Gäste gleichermaßen inspiriert, digitale Sakralorgeln gebaut. Einen umfassenden Einblick erhält man auf der Website www.johannus.com unter „Betriebs-besichtigung“.

Johannus Ecclesia T25

Herzstück des Johannus-Werks ist der Konzertsaal „Feike Asma“, in dem neben den fest installierten Monarke-Orgeln (eine historische auf der rückwärtigen Empore und eine im Stile Cavaille-Colls im Zentrum der Bühne) für den Test eine Ecclesia T25 aufge-stellt war.

Weil bereits in einem früheren Test in dieser Zeitschrift das Schwestermodell Symphonica 35 ausführlich rezensiert wurde, möchte ich diese Besprechung unter folgende Gesichtspunkte stellen:

1. Wie ist die Ecclesia T25 innerhalb der Johannus-Modellreihe positioniert?

2. Inwiefern erfüllt sie die gestellten Anforderungen? Was ist bei einem Kauf durch eine Kirchengemeinde und die Verwendung in der Kirche zu beachten?

Ecclesia vs. Symphonica

„Eine Basiskirchenorgel zu einem interessanten Preis“, so steht es im Johannus-Prospekt und dieses Attribut trifft genau die Absicht, die hinter der Ecclesia-Modellreihe steht. Mit der Einführung des ersten „Wohnzimmermodells“ Vivaldi entschloss sich Johannus 2008 dafür, seine Modelle spezieller für die Verwendung in der Kirche bzw. zuhause auszurichten, was sich vor allem in der Klangabstrahlung, im Gehäuse, dem Hall und auch etwas in der Disposition widerspiegelt.

Mit den Ende 2009 erschienenen Reihen Symphonica (für den privaten Anwender zuhause) und Ecclesia (für den Einsatz in der Kirche) hat Johannus diesen sicherlich richtigen Gedanken weitergeführt, wie auch der Vergleich zwischen den Dispositionen bei-der Reihen zeigt: Die Symphonica ist, wie der Name schon sagt, mit einer konzertanten, symphonischen Disposition ausgestattet, während man bei der Ecclesia auf Register Wert gelegt hat, die eher den alten Stilen entsprechen (Nasat, Siffflöte, Krummhorn, Quintatön) oder dem Cantus-Firmus-Spiel entgegenkommen (4‘-Zunge im Pedal). Ferner gibt es bei der Symphonica nicht der Kirchenorgelmusik zuzurechnenden Klangfarben (die „Super Soli“ wie z. B. Glockenspiel, Tuba sowie Samples der in den Niederlanden sehr beliebten Panflöte, ferner Klangfarben wie Piano, Cembalo und Gospel Orgel), die man in der Kirche nicht wirklich benötigt, aber dennoch auch für die Ecclesia als Voice-Pakete zukaufbar sind.

Außerdem hat die Ecclesia im Vergleich zur Symphonica eine geringere Setzeranzahl (128 zu 256). Optisch gibt es einen großen Unterschied: Während die Symphonica einen sehr modernen, hoch aufragenden Spieltisch mit geschwungenen Formen bekam, der fast an ein Flugzeugcockpit erinnert, bleibt es bei der Ecclesia bei einem wesentlich traditionellerem „Kasten“-Design. Dieses entsteht zum Teil schon durch die Seitenwangen, die für den serienmäßigen abschließbaren Rolldekkel nötig sind. Auf gesampelte Hallprogramme wurde bei der Symphonica größerer Wert gelegt, was wegen der Eigenakustik einer Kirche ja auch Sinn macht. Und wie schon angedeutet verfügt die Ecclesia über eine externe Klangabstrahlung, wohingegen die Symphonica über ein ins Gehäuse integriertes Lautsprechersystem verfügt, welches seinen optimalen Klang direkt am Spieltisch entwickelt. Beide Baueihen gibt es in je zwei verschiedenen Größen. Von der Registerzahl ver-gleichbar sind die jeweils dreimanualigen Ecclesia D35 und die Symphonica 35 mit 41 bzw. 43 Registern, die beide 17.950,- Euro kosten.

Zur Symphonica 35 gibt es ein größeres Modell Symphonica 45 (III 55), zur Ecclesia die kleinere T25 (II 34), die in diesem Test im Mittelpunkt stehen soll. All diese Modelle sind durch verschiedene Optionspakete aus der Preisliste oder auch völlig nach eigenem Geschmack aufzurüsten. Und wem das nicht reicht: Für höhere Ansprüche bietet Johannus ja auch immer noch die Edelmarke Monarke an. Ein direkter Vergleich im Konzertsaal hat natürlich schon offenbart, was mit einer höheren Samplingrate und einem aufwändigeren Klangsystem zu machen ist; aber die Ecclesia ist eben als „Basisorgel“ konzipiert, und der nun folgende zweite Teil dieses Testberichtes soll zeigen, was sie zu bieten hat.

Angespielt

Die Ecclesia T25 hat 34 Register, verteilt auf 2 Manuale und das Pedal. Wie auch viele andere Johannus-Modelle bietet die Ecclesia diese 34 Register aber nicht nur einfach, sondern es stecken gleich vier völlig verschiedene Orgeltypen in diesem Modell. Diese wurden Pfeife für Pfeife an stilbildenden Pfeifenorgeln gesampelt: nämlich eine romantische, symphonische, barocke und historische Orgel, die an der Ecclesia durch einfachen Knopfdruck ohne Wartezeit gewechselt werden können. Der Unterschied sowohl bei den Einzelstimmen als auch im Gesamtklang ist enorm, so dass sich der Organist schon Gedanken machen muss, wie er diese vier völlig verschiedenen Orgeln im Gottesdienst einsetzt (siehe dazu weiter unten). Die „symphonische“ Orgel ist die mit dem vollsten und „süffigsten“ Klang, wobei mir einige Einzelstimmen teilweise etwas farb- und drucklos vorkamen. Die „romantische“ Orgel hat da einen strahlenderen, oberton-reicheren Klang, der mir auch bei einigen symphonischen Stücken eher zugesagt hat. Hier kann und sollte man eben experimentieren. Ebenso kann man den eher an Silbermann orientierten, sehr strahlenden „barocken“ Typ und den am niederländischen Orgelbau orientierten, milderen „historischen“ Typ gegeneinander ausspielen. Meistens passt der Klang des jeweils für das Stück konzipierten Orgeltyps auch wie die Faust aufs Ohr, doch fallen einzelne Stimmen so unterschiedlich aus, dass man hier ruhig mal mit der Geschichte der Orgelmusik etwas freier umgehen kann. Ein Beispiel: Bei Bachs Triosonaten zeichnet der Prinzipal 8‘ des Pedals bei der barocken Variante zu wenig, wohingegen das historische Pendant mit mehr Spuck und Druck zur Sache geht. Bei der historischen Orgel sind sogar Besonderheiten wie Windstößigkeit durch den neu entwikkelten Blasebalg-Simulator eindrucksvoll berücksichtigt.

Über diese vier Stile hinaus kann man beim Kauf der Ecclesia (und Symphonica) den „Gesamtsound“ festlegen. Hier gibt es die Wahlmöglichkeiten deutsch, niederländisch und französisch. Die Samples sind zwar identisch, doch unterscheiden sie sich in der Intonation. Eigentlich waren diese drei Intonationstypen für den unterschiedlichen Geschmack der drei Absatzgebiete gedacht, doch zeigt sich inzwischen, dass auch die deutsche Kundschaft gelegentlich auf den volleren französischen Klang zurückgreift, während der niederländische, über den auch die Testorgel verfügte, für meinen Geschmack an einigen Stellen etwas brav klang.

Die deutsche Variante soll laut Johannus mit etwas schärferem Klang und präsenteren Grundstimmen eher dem in Deutschland bevorzugten Klangideal entsprechen. Wem das noch nicht reicht: Per PC kann man seine Johannus selbst intonieren und das Ergebnis auf einer eigenen Bank abspeichern. Und abgesehen von der klanglichen Variabilität: Jede Johannus ist ein Einzelstück, das nach Absprache mit dem Kunden individuell gefertigt wird - und das gilt selbst für die kleineren Modelle. Man kann neben den Optionen, die in der Aufpreisliste stehen, zahlreiche andere Wünsche erfüllt bekommen. In der Liste finden sich mehrere Voice-Pakete, die bei der Symphonica serienmäßig sind, aber in der Kirche auch eigentlich nicht vermisst werden dürften. Interessanter sind das „Professionelle Paket“ und das „Kirchenpaket“, worüber man höherwertige Klaviaturen mit Holzkern, Fußpistons für die Koppeln und Sequenzer und ein doppelt geschweiftes Pedal erhalten kann. Diese Pakete sind unbedingt zu empfehlen, weil sowohl die serienmäßigen Fatar-Tastaturen als auch das gerade Pedal bei der Testorgel zumindest mir verbesserungswürdig erschie-nen. So gesehen passen die Pakete in ihrer Zusammenstellung exakt.

Das preiswertere, eigentlich schon ausreichende „Professionelle Paket“ ist zurzeit noch mit großem Nachlass für 1.295,- Euro erhältlich. Weil im Grundpreis der T25 von 13.950 Euro schon ein ausgeklügeltes Verstärker- und Lautsprechersystem sowie die Lieferung und Intonation vor Ort enthalten sind, erhält die Kirchengemeinde hier für rund 15.000 Euro also ein wirkliches „Sorgenfrei-Komplett-Paket“. Das Geld für die serienmäßig leider nicht höhenverstellbare Bank sollte man auch noch unbedingt investieren. Verschiedene Holzar-ten, teils gegen Aufpreis, stehen zur Verfügung. Zu den gewährten Garantien können optionale Wartungspakete von der Kirchengemeinde abgeschlossen werden, von deren Notwendigkeit ich aber nicht überzeugt bin. Zum Gesamtklang der Orgel möchte ich auch auf den Test der Symphonica aus „ORGEL Heute“ Heft 92 verweisen. Anders als bei einer Pfeifenorgel hat man abgesehen von der Registrierung bei der Ecclesia auf Knopfdruck enorme Variationsmöglichkeiten. Ein geschickter, interessierter Organist kann durch Experimentierfreudigkeit hier vieles erreichen, was man an einer Pfeifenorgel mit häufig „universalem“ Klangbild nicht könnte.

Hier liegt natürlich auch die Gefahr, durch mangelnde Kenntnis gerade das Gegenteil zu erreichen, wenn man z. B. die hochspezialisierten vier Stilarten der Orgel unbedacht einsetzt. Hier würde mich beispielsweise interessieren, wie ein eher durchschnittlich ausgebildeter Organist, der wohl die Zielgruppe einer solchen „Basiskirchenorgel“ sein dürfte, im Gottesdienst mit diesen Möglichkeiten umgeht. Es macht sicherlich keinen Sinn, während des Gottesdienstes mit Silbermann zu beginnen, um beim zweiten Lied eine komplett andere Orgel auszupacken. Das sollte im Idealfall Auswirkungen auf die gesamte Planung des Gottesdienstes haben. Was hier zu erwarten ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Sehr wichtig erscheint mir auf jeden Fall eine gründliche Einweisung der beteiligten Organisten, die in der Regel durch einen der elf deutschen Johannus-Händler bei der Lieferung geschehen sollte. Als ganz wesentlich für den Gesamtklang, sicherlich noch viel entscheidender als bei einer Pfeifenorgel, erscheint mir die optimale Platzierung der serienmäßigen Multikanal-Soundanlage mit acht Hochtönern und einem Subwoofer im Kirchenraum.

Mit der großen Erfahrung der hauseigenen Intonateure wird sich da in jedem Fall ein optimales Ergebnis erzielen lassen. Das bedeutet natürlich auch, dass in einem solchen Test der Klang der Orgel nur mit gewissen Einschränkungen beurteilt werden kann. In der getesteten Konstellation fiel mir neben den bereits oben genannten Bemerkungen als größtes klangliches Defizit bei laut registrierten Pedalsoli der zwar laute, aber dennoch nicht sehr durchsetzungsfähige Bass auf. Hier wäre es mal interessant gewesen, eine bereits in einer Kirche installierte Ecclesia zu hören.

Großes Potenzial steckt in dem neu entwickelten ASR-12-Nachhall, bei dem zwölf Kirchenraumtypen simuliert werden können. Das hat mich im Test wirklich begeistert, weil dieser Hall einen keineswegs so künstlichen Charakter hat wie sonst häufig bei elektronischen Instrumenten. Diese Raumsimulationen dürften allerdings bei den Symphonica-Modellen für den Hausgebrauch noch wichtiger sein, da man im Kirchenraum natürlich zunächst einmal die raumeigene Akustik wirken lassen sollte. Auf einige weitere Details wie MIDI, programmierbaren Anschlag, verschiedene Stimmungen, Anschlüsse (u. a. MIDI) möchte ich hier aus Platzgründen nicht eingehen. Sie zeigen aber die vielfältigen und komfortablen Möglichkeiten, die der recht schlichte, aber ergonomisch sehr gut bedienbare Spieltisch bietet. Die Registerwippen der T25 sind nach meinem Geschmack übersichtlicher und besser zu bedienen als die (schöner anzuschauenden) Registerzüge der größeren D35, die in einem der nächsten Hefte noch genauer vorgestellt wird. Im Werk wurde übrigens bei meinem Besucht gerade eine D35 mit Registerwippen angefertigt - für Sonderwünsche ist man wie gesagt bei Johannus offen. Als weiteres Extra würde ich dann noch durchnummerierte Registerwippen empfehlen.

Fazit

Wenn es mir auch nicht möglich war, ein deutsch intoniertes Exemplar in einem Kirchenraum zu testen, so gab der Test doch gute Einblicke in die klanglichen Möglichkeiten der kleineren Ecclesia. Gemessen an ihrem Preis könnte man sie - im Vergleich mit der Automobilwelt - als gute Mittelklasse bezeichnen, deren wenige Schwächen man sicherlich durch eines der Optionspakete (Holzkerntastatur, geschwungenes Pedal, Fußpistons), eine höhenverstellbare Bank sowie eine den eigenen Wünschen sowie den Erfordernissen des Raumes entsprechende Intonation zumindest teilweise beheben kann. Inklusive dieser Extras erhält die Kirchengemeinde mit einer Ecclesia T25 dann für übersichtliche 15.000 Euro ein gut geschnürtes Komplettpaket. Angesichts der zahlreichen Möglichkeiten des Instruments muss man dann nur noch auf einen experimentierfreudigen, verständigen Organisten hoffen.

Volker Siefert