Opus 250 - im Expertentest von Hans-Dieter Karras

Hans-Dieter Karras, August 2012 - Gelungene Fortsetzung einer Erfolgsserie, denn die Opus Instrumente sind wohl mit Abstand die am längsten produzierte Instrumentenfamilie bei Johannus. Über 40 Jahre gibt es die Opus-Serie nun schon. Ich selbst habe noch eine alte Opus 1400 in meinem Studio und sie funktioniert immer noch. Auch hätte ich nicht gedacht, dass Johannus es wirklich schafft, in zeitlich dichter Folge neue Instrumente zu entwickeln und präsentieren. Die neue Opus 250 jedenfalls beweist es.

Ein schönes und zeitgemäßes Instrument mit überzeugendem Klang und zu einem angemessenen Preis. Und nicht zu vergessen, mal wieder eine Orgel ohne Schnick-Schnack, pure Orgel mit einem tollen Orgelklang.

Mit der neuen Opus 250 schließt Johannus die Lücke zwischen den Serien Studio 150 und Vivaldi 150 mit einem attraktiven Instrument. Technologisch auf dem neuesten Stand, klingt diese Orgel wirklich hervorragend. Auch das Soundsystem ist durchdacht und ermöglicht dem Spieler und Zuhörer ein angenehmes und authentisches Klangerlebnis. Beim Test konnte ich sie direkt mit einer Vivaldi 150 vergleichen und da fiel die Opus 250 überhaupt nicht zurück, im Gegenteil zeigte sich ein frischer und transparenter, auch kraftvoller Klang. Optisch ist die Konsole recht schlicht aber elegant. Es fallen die seitlichen Klangaustritte auf, die sicher zum räumlichen Eindruck des Orgelsounds beitragen und auch durchaus einen Hingucker bilden.

Es gefällt weiterhin das breite Notenpult, welches oft zu klein ausfällt, denn Organisten neigen dazu, sich Noten wegen des Umblätterns zu kopieren und aneinander zu kleben. Auch sind Orgelnoten oft im Querformat und gelegentlich hat man mehrere Bücher und Hefte auf dem Pult, zum Beispiel im Gottesdienst. Denn dieses Instrument ist meiner Ansicht nach nicht nur fürs Wohnzimmer, sondern auch für kleinere Kirchen, Friedhofskapellen und als Chororgel sehr geeignet. Auch durch den angemessenen Verkaufspreis könnte das durchaus für Kirchen interessant sein.

Die Disposition der Opus 250 ist universal ausgelegt und sinnvoll auf die Werke verteilt. Bei 36 Registern gibt es immerhin 8 Zungenstimmen. Wie man es von Johannus und auch anderen Orgelherstellern inzwischen kennt und gewohnt ist, gibt es vier verschiedene Samplesets, nämlich Romantisch, Symphonisch, Barock und Historisch. Ergänzt von den Johannus typischen Variationen Standard, Solo und Trio, welche den Klang noch einmal an verschiedene Spielweisen anpassen, besonders die Intonation für das Triospiel macht hier Sinn, weil den Klang zur Transparenz verändernd. Das mag sicher auch für die Solo Einstellung gelten.

Das Hauptwerk steht auf Prinzipal 8'-Basis und die Prinzipalpyramide ist lückenlos bis zur Klangkrone, der fünffachen Mixtur geführt. Die Quinte 2 2/3' färbt das Plenum dann barocküblich etwas quintig-nasal ein. Ein vierfaches Kornett ist ebenso vorhanden, wie eine zweifache Sesquialtera als Solostimmen. Mit letzterer kann man auch ein zerlegtes Kornett mit einem etwas schärferen Klang erzielen, wenn man Hohlflöte 8', Offenflöte 4', Oktave 2' dazu nimmt. Eine weitere Solostimme ist das in allen Intonationen sehr gelungene Quintatön 8', besonders in der Historischen.

Auch die Hohlflöte vermag als sehr rundes und weites Register sowohl als Solostimme, wie auch als Füllstimme zu gefallen. In Verbindung mit der Offenflöte ergibt sich ein warmer Flötenklang, der sich je nach gewählter Intonation dem jeweiligen Stil anpasst. Der Bordun 16' gibt dem Werk den nötigen Grund und kann auch bei schnellerem Spiel einen Manualbaß bei zweimanualigen Triokompositionen mit 4'-Pedal cantus firmus zu überzeugen. Bei romantischen oder spätromantischen Stücken und dann natürlich im Romantischen oder Symphonischen Sampleset gibt er dem Grundstimmenklang oder Plenum, bzw. Tutti die nötige Fülle. Die großen Zungen Trompete 16' und Trompete 8' ermöglichen die verschiedenen Zungenplenum Registrierungen, sowohl in der Barock-, als auch in der Symphonischen Musik. Die Trompete 8' hat einen darüber hinaus auch einen guten Klang für die üblichen Solofunktionen als cantus firmus oder bei Trumpet tunes.

Für Französische Barockmusik fehlt der Disposition allerdings dann der Clairon 4', was aber bei der Registerzahl und deren Qualität "jammern auf hohem Niveau" ist. Dafür gibt's ja dann noch die Vox humana 8', welche mit und ohne Tremulant zu einem meiner Lieblingsregister an der Opus 250 geworden ist. Die üblichen Normalkoppeln runden das Werk ab.

Das Schwellwerk ist so disponiert, dass es einmal die romantisch-symphonischen Anforderungen abdeckt, als auch die für Barockmusik nötigen Stimmen enthält. Ein ziemlicher Spagat, der aber insbesondere dadurch gelingt, dass man ja die verschiedenen Sample-Stile hat. Man kennt diese Schwellwerkdispositionen auch von Cavaillè-Coll, wenn er Barockorgeln umgebaut und den barocken Registerbestand erhalten hat. Hier ist die Prinzipalpyramide nicht geschlossen, was bei der Registeranzahl auch nicht möglich gewesen wäre, ohne die Menge der Aliquote und Grundstimmen zu erhalten.

Die Grundstimmen sind mit vier Achtfussregistern in allen Registerfamilien vertreten. Ein Geigenprinzipal 8' bildet die Basis, ergänzt durch ein Zartgedackt 8', eine Viola di Gamba 8' und als Schwebung die Vox coelestis 8'. In der höheren Oktave werden die Fonds (Grundstimmen) ergänzt durch Oktave 4' und Hohlflöte 4'. Für letztere hätte ich mir persönlich eher ein Flûte octaviante 4' gewünscht. Das hätte besser zum Schwellwerk gepasst. Allerdings hat die Hohlflöte hier eine Doppelfunktion als Solo-, wie auch Füllstimme und man kann damit leben. Quintflöte 2 2/3', Waldflöte 2', Terz 1 3/5', Nasat 1 1/3' ermöglichen sowohl diverse Soloregistrierungen in verschiedenen Kombinationen, als auch ein zerlegtes Kornett V mit Gedackt 8' und Flöte 4'. Die Klangkrone des Schwellwerkes bildet ein dreifaches Scharff, welches zum Glück nicht zu scharf ist und dadurch auch romantischere Plenum- und Tuttiregistrierungen ermöglicht. Die Zungenstimmen runden das Werk ab, indem auch hier sowohl die romantische und eher lyrische Oboe 8', als auch das barocke Krummhorn 8' vorhanden ist und mit dem Fagott 16' abgerundet wird. Letzteres gibt dem Werk auch die nötige Abrundung in der Tiefe für kräftige Romantisch-Symphonische Registrierungen.

Mit dem Fagott lassen sich, was wenige tun, einmal auch schnelle Bassläufe im Manual spielen, als auch eine Oktave höher gespielt, als weitere Achtfuss Solostimme nutzen. Der Tremulant rundet die klanglichen Möglichkeiten wiederum ab. Die zwei Schwelltritte lassen sich mittels der Johannus patentierten Technologie PEPC™ unterschiedlich belegen, einmal als Schweller für das Schwellwerk, der zweite als Schweller für das Hauptwerk/Pedal, oder aber einer auch als General Crescendo (Registercrescendo) und der andere als Schweller fürs Schwellwerk. Die beiden sind auch austauschbar, so dass je nach Geschmack und Gewohnheit der linke oder rechte Schweller für das Schwellen des Schwellwerkes belegt werden kann.

Das Pedal umfasst zwar nur acht Register, diese aber sind völlig ausreichend für eine Orgel dieser Größenordnung. Prinzipal 16', Oktavbass 8', sowie Subbass 16' und Gedeckt 8' bilden das Fundament. Als Soloregister dient der übliche Choralbass 4', wo ich mir überlegt habe, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, ein Clairon 4' zu disponieren. Dient letzteres doch z.B. in der Französischen Tradition in einer Doppelfunktion als Solostimme und als Klangkrone. Die Klangkrone bildet hier eine Rauschpfeife III, aber eine Mixtur hat man ja meist schon aus dem Manual angekoppelt. Denn bei der Anzahl von Pedalregistern wird man meistens koppeln. Das Clairon 4' hätte nämlich gut zu Posaune 16' und Trompete 8' gepasst und wäre für Symphonische Musik eigentlich unverzichtbar gewesen. Die Koppeln beider Manualwerke ans Pedal sind der Vollständigkeit halber hier erwähnt.

Das der Klang der Opus 250 so überaus gut ist, scheint einmal an der neuen von Johannus entwickelten und patentierten OranjeCore™ Technologie zu liegen, als aber auch an einem guten und an dieses Instrument angepassten 2.1 Soundsystem zu liegen. Der Klang ist wirklich überzeugend, obwohl zum Beispiel gegenüber der Vivaldi die teuren Piezo-Hochtöner fehlen. Die Audiosteuerung hat als DEA™ auch eine patentierte Bezeichnung. Die 4.1 Nachhallkanäle mit dem bekannten ASR-12™ Nachhallsystem ist sicherlich mit für den guten Sound verantwortlich. Die zwölf Nachhallprogramme ermöglichen für die unterschiedlichen Samplestile mehr als ausreichend angepasste Kirchen und Räume.

Vier Full-range 80 W Verstärker und ein Tiefton Verstärker (Subwoofer) mit 170 Watt steuern 7 Lautsprecher an. Die Leistung des Soundsystems ist so heftig, dass man die Vibration auf den Tasten und der gesamten Konsole spürt, wenn man laut spielt. Der Klang aber ist, wie schon gesagt sehr gut, ist räumlich und transparent und braucht sich nicht vor dem der Vivaldi zu verstecken.

Es gibt ein Setzersystem mit 75 Bänken und darin jeweils 8 Speicherplätze, auslösbar mit den Johannus üblichen Daumenpistons. Neben den 8 Setzern gibt es auch programmierbare Festkombinationen (pp-p-mf-f-ff-T+PL), das ist sehr wichtig um diese Festkombinationen an verschiedene Stile anpassen zu können. Mit den Daumenpistons sind weiterhin auch die üblichen Funktionen Nullsteller, CF (Cantus firmus), CH (Chorus), MB (Manual Bass), S/S (Generalschweller), RO (Zungen ab) abrufbar. Weiterhin gibt es den Transpositeur und die Feineinstellung der Tonhöhe. Üppige 11 Temperierungen lassen die Orgel in verschiedenen Historischen Stimmungen erklingen. Neben der Gesamtlautstärke ist auch das Nachhall-Volumen regelbar.

Nicht unwesentlich sind auch die Funktionen des Blasebalg-Simulators, der einen lebendigen Wind und die unterschiedlichen Stimmungsschwankungen bei stärkerer Registrierung, bzw. schnellem Spiel simuliert, aber auch die Ansprachendynamik für die Pfeifen. In Verbindung damit steht auch das patentierte LiveTune™ welches die Fluktuation der Tonhöhen der Pfeifen beim Spiel simuliert. Aber für den versierten Benutzer am interessantesten ist sicher die ebenfalls patentierte VPP™ genannte Virtual Pipe Positioning um die Pfeifen auf der Windlade unterschiedlich anzuordnen. Allerdings ist der Normalbenutzer hier sicher etwas überfordert. Wer seine Orgel einmal aus der Entfernung oder überhaupt mit entsprechender Musik hören möchte, kann dies auch mitttels der 12 Demostücke tun, was sicher für den Anfänger nützlich und ein Ansporn ist. Ansonsten ist selber spielen der interessantere Weg zum Erfolg.

Die Kunststofftasten der Manuale fühlen sich ganz gut an, besser sind natürlich die optionalen Holzkern oder Vollholzklaviaturen, was sich aber in einem deutliche höheren Preis niederschlägt. Da muss jeder selbst entscheiden, was ihm/ihr wichtiger ist. Auch das 30-tönige Pedal gibt es neben der Standardausführung mit naturbelassenen Obertasten, in weiteren optionalen Varianten. So als gerade Ausführung, als doppelt-geschweiftes und als 30 töniges radial-konkaves Pedal, alle drei jeweils mit schwarzen Obertasten. Erwähnt wurde schon das angenehm breite Notenpult im Standard aus Holz, optional aus Plexiglas. Die Konsole ist standardmäßig in Eiche hell, kann aber optional in zahlreichen Holzvarianten und Farben geliefert werden. Beim Kauf muss man sich für eine von 3 Dispositionen entscheiden: Niederländisch-Romantisch, Deutsch-Barock oder Französisch-Symphonisch.

Mit der Opus 250 ist Johannus ein sehr gutes Instrument mit einem vorzüglichen Klang zu einem angemessenen Preis gelungen. Diese Orgel macht durchaus der deutlich teureren Vivaldi 150 aus dem gleichen Haus Konkurrenz, obwohl sie eigentlich die Lücke zwischen Studio und Vivaldi schließen soll. Wer pure Orgel, ohne weiteren Schnickschnack, wie Instrumental- und Orchesterstimmungen sucht, ist hier sehr gut bedient. Die schlichte Konsole passt sicher in jedes Zimmer und auch in eine Kirche. Mir gefällt das durchdachte Instrument und ich kann es guten Gewissens empfehlen.

Source: OKEY! Magazine 2012. (ORGELheute)