Wie durch einen Priester aus Shanghai das Klosterdorf Steyl zu einer Johannusorgel kam

Organist Friedbert Ewertz lebte und arbeitete in China, als er mit Johannus in Kontakt kam. Er bestellte Orgeln für die Kathedralen in u. a. Shanghai und Beijing. Und auch zurück in Limburg hatte er den Orgelbauer aus Ede nicht vergessen.

Das Missionshaus St. Michael ist der Gründungsort dreier internationaler Missionskongregationen, die heute immer noch aus zehntausend Männern und Frauen bestehen. Zur Familie der Steyler Missionare oder Gesellschaft des Göttlichen Wortes, wie der erste bzw. älteste der drei Orden offiziell heißt, gehören Missionare in rund siebzig Ländern der Welt.

Der Ursprung des Missionshauses liegt im niederländischen Klosterdorf Steyl, an der Maas in Limburg. Der heiliggesprochene Arnold Janssen legte 1875 den Grundstein für die weltweite Missionsbewegung. Von Steyl, mit seinen nicht einmal viertausend Einwohnern ein scheinbar bedeutungsloser Ort, zogen viele tausende Missionare in alle Himmelsrichtungen, um in der ganzen Welt die frohe Botschaft des Evangeliums zu verkünden.

 

Kulturkampf

Auffallend ist die Lage des Missionshauses direkt an der deutschen Grenze. Der Priester Arnold Janssen war nämlich Deutscher, jedoch aufgrund des Kulturkampfes Ende des 19. Jahrhunderts waren damals in Deutschland Klöster strengstens verboten. Reichskanzler Bismarck war der Meinung, dass der Einfluss der katholischen Kirche zu groß war und führte aus diesem Grund eine antireligiöse Politik. Janssen wich daher in die Niederlande aus, denn, wie er es formulierte: „in einer Zeit, in der soviel zugrunde geht, muss etwas Neues entstehen.“

Und so verlor Steyl seine Anonymität und begann in der weltweiten Missionsgeschichte eine zentrale Rolle zu spielen. Heute reisen Mitglieder der Kongregation aus der ganzen Welt in das Klosterdorf, um den Ursprung ihrer religiösen Inspiration kennenzulernen. Die meisten Mitglieder kommen heute aus Asien. Wo auch immer sie herkommen, sie kennen alle den Ort Steyl, versichert Roland Scheid, Rektor des Missionshauses. „Es ist ein gemeinsames Erbe. Steyl bleibt die Mutter, der Beginn. Zu vergleichen mit Assisi, der Wiege der Franziskaner.“

16.000 Nächtigungen

Steyl ist heute ein lebhafter Ort für Touristen, wo die Geschichte in den Straßen spürbar ist. Es gibt ein Museum, Kirchen und Gästeunterkünfte. Und diese sorgen für beträchtliche Besucherzahlen, erzählt Scheid. Er leitet die Kommunität und ist für alle Aktivitäten innerhalb und außerhalb der Gästeunterkunft zuständig. „Letztes Jahr verzeichnete das Klosterdorf Steyl mehr als 16.000 Nächtigungen. Menschen kommen hier zur inneren Einkehr, zu Exerzitien, für die Ruhe und die Spiritualität. Abgesehen von unseren Brüdern und Schwestern aus der ganzen Welt empfangen wir hauptsächlich Niederländer, Deutsche und Belgier.“

Gäste, die in Steyl übernachten, besuchen im Allgemeinen auch das liturgische Epizentrum des Dorfs: die St. Michaelskirche, eine neugotische Basilika, die zwischen 1880 und 1884 errichtet wurde. Gebetszeiten sind dreimal täglich und jeden Tag wird die Messe gefeiert. Jeder, der möchte, kann an den Feiern teilnehmen.

Ober- und Unterkirche

Die St. Michaelskirche besteht aus einer Ober- und einer Unterkirche. In der Unterkirche finden die liturgischen Feiern statt und hier befindet sich daher auch das Instrumentarium zur Unterstützung der musikalischen Teile. Eine Orgel, um genau zu sein. Und um noch genauer zu sein: eine Orgel von Johannus. Zur Osterfeier 2017 wurde die neue Ecclesia T-250 offiziell in Gebrauch genommen, erzählt Organist Friedbert Ewertz. „Die alte Orgel war wohlgemerkt 42 Jahre alt. Als wir den Entschluss zur Renovierung der Kirche gefasst hatten, fanden wir, dass auch gleich die Orgel erneuert werden sollte.“

Ewertz, der 18 Jahre als Missionar in China arbeitete, kam ausgerechnet in diesem Land mit Johannus in Kontakt. Für drei Kathedralen in u. a. Shanghai und Beijing bestellte er Orgeln aus Ede. „Ein alter Priester aus Shanghai fragte mich eines Tages, ob ich ihm ein neues Harmonium besorgen könnte. Ich habe darüber nachgedacht und beschlossen, ihm mehr als ein Harmonium zu geben. Nachdem ich mich umfassend beraten ließ, kaufte ich bei Johannus eine Opus 20 mit zwei Manualen. Diese Orgel wurde in einer mittelgroßen Kathedrale in der Stadt aufgestellt. Gleichzeitig hatte ich auch eine für mich selbst angeschafft, sodass ich in meiner Freizeit üben konnte.“ Später ließ Ewertz für eine Bischofskirche im Bezirk Xujiahui in Shanghai auch noch eine Rembrandt mit 63 Registern und drei Manualen aus Ede kommen, und eine Orgel für eine Kirche in Anjang, einem Ort im Zentrum von China. “Gert Stoffer von Johannus war damals hier, um die Orgeln genau einzustellen.”

Zurück in Steyl

Seit einem halben Jahr ist er wieder zurück in Steyl, wo er u. a. für die Messfeiern und die Orgel zuständig ist. Er war auch am Kauf des neuen Instruments beteiligt. „Ich hatte natürlich aufgrund meiner guten Erfahrungen eine Johannusorgel vorgeschlagen. Zu dritt - der Superior, ein Mitbruder und ich - sind wir nach Ede gefahren. Im Schauraum haben wir verschiedene Orgeln ausprobiert. Schließlich wählten wir die Eclessia: eine Kirchenorgel mit einem Vielfachen an Registern im Vergleich zu unserer vorigen Orgel. Auch der Klang hat uns sofort begeistert.“

Ewertz spielt selbst noch regelmäßig bei der Messe. „Als Organist hat man eine Aufgabe gegenüber der Gemeinde“, erklärt er. „Man spielt nicht für sich selbst. Die Gemeinde ist zum Gottesdienst und nicht zum Menschendienst zusammengekommen. Mein Spiel ist daher nicht virtuos; ich versuche mit meinem Orgelspiel eine unterstützende Rolle zu spielen.“

Die neue Ecclesia gefällt ihm ausgezeichnet. „Letzte Woche hatten wir eine Art Provinztag mit Mitbrüdern. Sie waren alle von der Orgel begeistert. Sie fühlten sich besonders animiert mitzusingen, sagten sie.“